DIE SCHNELLSTEN DER WELT
LANDGESCHWINDIGKEITSREKORDE
DIE GRENZEN SPRENGEN: DEN MUTIGEN GEHÖRT DIE WELT
Vor rund 100 Jahren, noch bevor Malcolm Campbell 1924 auf Pendine Sands mit seinem Bluebird eine Geschwindigkeit von 235,22 km/h erreichte und damit den ersten Landgeschwindigkeits-Weltrekord aufstellte, gingen auch die Triumph-Fahrer bereits bis an die Grenzen. Mit ihren Motorrädern gehörten sie zu den Ersten, die den Versuch unternahmen, auf dem 11 km langen, tellerebenen Uferstreifen in Südwales – sozusagen den britischen Bonneville Salzseen – einen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen.
Jack Dale trat bei seinem späteren Rekordversuch auf den Bonneville Salzseen im Jahr 1954 gar in Badehose an, um seine Triumph Thunderbird noch windschlüpfriger zu machen.
Image Source: Mortons Archive
1955 – MIT DEM DEVIL‘S ARROW ÜBER DIE SALZSEEN VON UTAH
Johnny Allen war ein Pionier im wahrsten Sinne des Wortes, ein Mann, der keine Furcht vor dem Unbekannten kannte, sondern darin eher einen weiteren Ansporn sah, auf den Bonneville Salzseen bis auf ein Drittel der Schallgeschwindigkeit zu beschleunigen.
Im September 1955 stieg der Flat-Track-Experte in die 4,5 m lange und auf den Namen „Devil’s Arrow“ getaufte Streamliner, um auf der schier endlosen Ebene des Salzsees mit 311,1 km/h einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen.
Als wenige Monate später ein Team der deutschen NSU Motorenwerke diesen Rekord brach, machte sich das Triumph-Team mit der frisch lackierten und mit einem neuen Namen versehenen Maschine erneut auf den Weg nach Bonneville und holte sich mit einer neuen Rekordgeschwindigkeit den Titel des schnellsten Motorrads der Welt zurück.
Image Source: Mortons Archive
Dieser Erfolg markiert auch die Geburt der legendären „Texas Cee-Gar“ ein Jahr nach Allens erster Fahrt, bei der er mit 345,06 km/h einen neuen Weltrekord aufstellte – eine Meisterleistung, an der sich seine Rivalen sechs Jahre lang die Zähne ausbissen.
Mit dem Namen Bonneville – dem legendären Motorrad, das 1958 auf den Markt kam – ehrte Triumph das Cee-Gar-Team, dessen technisches und menschliches Durchhaltevermögen dazu beitrug, dass weitere 38 Motorräder mit dem Triumph-Emblem einen nationalen AMA-Geschwindigkeitsrekord und vier FIM-Weltrekorde aufstellen konnten.
1962 – MIT DEM STREAMLINER ZUM ERFOLG
In den 1960ern waren die Menschen vom technischen Fortschritt fasziniert. „Schneller, höher, weiter“ lautete die Maxime.
Zu jener Zeit, als der Sprung ins Weltall kurz bevorstand, kombinierte Flugzeugmechaniker Joe Dudek das Konzept eines X-15 Raketenflugzeugs mit einem aufgebohrten T120 Bonneville Motor, um auf den Salzseen von Utah die Latte in puncto Geschwindigkeit noch einmal höher zu legen.
Zunächst katapultierte Fahrer Bill Johnson die von Dudek konstruierte Maschine bis auf 329,91 km/h – Rekordgeschwindigkeit für ein benzinbetriebenes Fahrzeug. Doch anschließend ließ das tollkühne Duo das Benzin aus dem Tank des Motorrads ab, wechselte die Vergaserdüsen und befüllte den Tank mit Nitromethan.
Das Ergebnis: ein neuer Geschwindigkeitsrekord auf dem Motorrad von 361,41 km/h, den AMA-Schiedsrichter Bus Schuller bestätigte (der zufällig auch Besitzer der Thunderbird war, auf der Draufgänger Jack Dale in Badehose seinen Rekordversuch unternahm). Die von Dudek konstruierte Streamliner fiel 1974 einem Brand zum Opfer, sein Rekord bestand jedoch in den Klassen „Streamlined“, „Altered Frame“ und „Fuel“ bis ins Jahr 1992 fort.
1966 – KEIN PLATZ SICH ZU VERSTECKEN
Im Jahr 1966 übertraf Bob Leppan den früheren Rekord um knapp 20 % mit entscheidender Unterstützung des auf Aerodynamik spezialisierten Karosseriedesigners Alex Tremulis. Mit seiner Gyronaut X-1 erreichte Leppan eine Geschwindigkeit von unglaublichen 395,280 km/h.
Image Source: Getty Images
BOB LEPPAN
„Man kann kein normaler Mensch sein, wenn man so etwas macht“, sagte Leppan, umsatzstärkster Triumph Händler in den USA,beim Blick auf das endlose Weiß der sich über 18 km erstreckenden Salzseen.
„Wenn man nicht bereit ist, alles zu geben, dann sollte man es nicht tun. Man muss schon etwas verrückt sein.
„Wenn alles wie geplant läuft“, erinnerte sich Leppan, „ist die Fahrt großartig. Wenn es aber nicht so läuft, ist es absolut Furcht einflößend. Bei meinem zweiten Lauf dachte ich nur „wenn es kracht, dann wird es richtig krachen. Das war es dann!“ Natürlich ist da Angst im Spiel, aber man muss diese Angst besiegen.“
Image Source: gyronautx1.com
ALEX TREMULIS
Der Sohn griechischer Einwanderer und brillante Ingenieur, der bei verschiedenen Fahrzeugherstellern Erfahrung gesammelt hatte, war ein Visionär.
Bei Ford konstruierte er ein Fahrzeug wie es die Menschen seiner Meinung nach im Jahr 2000 fahren würden. Während seiner Zeit bei den Luftstreitkräften zeichnete er erste Entwürfe eines untertassenförmigen Raumschiffs, mit dem, wie er glaubte, Außerirdische zur Erde reisen könnten. Es waren genau diese visionären Ideen, die Leppan für sein Vorhaben brauchte.
Tremulis brachte bahnbrechende neue Entwürfe mit ins Spiel, darunter eine neue Verkleidung, ein Chrom-Molybdän-Rahmen, ein aktives Fahrwerk, ein Brandunterdrückungssystem sowie spezielle, auf Geschwindigkeiten bis zu 400 km/h ausgelegte Goodyear-Reifen. Alles war darauf ausgerichtet, die Chancen auf Erfolg – und aufs Überleben – zu erhöhen.
Image Source: gyronautx1.com
LEGENDENSCHREIBER
Mit einem neuen Projekt im Jahr 2014 machte sich Triumph endgültig unsterblich: Als einzigem Motorradhersteller gelang es Triumph, den Land-Geschwindigkeitsrekord für Motorräder fünfmal zu brechen.
Mit einem neuen, von zwei Rocket-Motoren angetriebenen, 1.000 PS starken Streamliner mit spezieller Carbonfaserverkleidung setzten sich ein leidenschaftlich engagiertes Team aus Ingenieuren und zwei der besten und mutigsten Piloten der Welt daran, auf den legendären Bonneville Salzseen im Kampf mit den Elementen die höchste Ehre im Motorsport zu erlangen.
CASTROL ROCKET III
Jason Di Salvo, Gewinner der Daytona 200, sollte mit der Triumph Castrol Rocket III den Rekord von 605,69 km/h aus dem Jahr 2014 brechen. Ziel war es, die magische Grenze von 400 Meilen pro Stunde (644 km/h) zu durchbrechen. Doch das Wetter machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
Di Salvo erinnert sich: „Nachdem man eine Weile mit hoher Geschwindigkeit über das Salz gerast ist, gewöhnt man sich daran. Interessant wird es, wenn man sich dann in den Mietwagen setzt, um zurück zum Hotel zu fahren und plötzlich realisiert, dass man mit 160 Sachen unterwegs ist.“
DIE ROCKET DER ZUKUNFT
Der Traum von Triumph, die 400-Meilen-Schallmauer zu durchbrechen, lebt weiter. Mit TT-Rennfahrer Guy Martin unternahm man in den Jahren 2016 und 2017 neue Anläufe.
Doch erneut verschwor sich der Wettergott auf den Salzseen gegen die Triumph Infor Rocket Streamliner, setzte die Strecke unter Wasser und vereitelten den Einsatz der beiden mit Methanol betriebenen Rocket III Motoren mit Turboaufladung.
Wie sieht die Zukunft aus? Mehr dazu demnächst an dieser Stelle.
Rennsieger. Rekordhalter. Legendenschreiber.
- Landspeed
- Isle of Man TT
- Daytona 200
- RENNEN – SUPERSPORT
- Rennen – Moto2™
- Ama Grand National Flat Track
- DRAUFGÄNGER
Landspeed
Isle of Man TT
Image Source: Mortons Archive
Daytona 200
Image Source: John Nelson Archive
RENNEN – SUPERSPORT
Rennen – Moto2™
Ama Grand National Flat Track
DRAUFGÄNGER